Gründung der Musikgesellschaft

Im Jahr 1832 setzten sich 21 Thüringer Bürger zusammen und gründeten unter der Führung des Musiklehrers Munding »Die Musikgesellschaft in der Pfarrei Thüringen«. Dieser Vorgang ist keineswegs normal, wenn man bedenkt, dass der damalige König Wilhelm I im Jahre 1830 eine Verschärfung der bestehenden Zensur verfügte und unter anderem die Gründung von Vereinen, untersagte. Die aufgestellte Satzung unter dem Titel »Musikgesetz für die Musikgesellschaft Thüringen« trägt das Datum vom 18. August 1832 das Gründungsdatum der Musikkapelle und des Musikvereins Oberteuringen. Hervorgegangen ist die Musikgesellschaft aus einer kirchlichen Instrumentalmusik, die die kirchlichen Gesänge begleitete, zur »Förderung der Ehre Gottes, der Heilung und Erbauung der Gläubigen«. Dass die neugegründete Musikgesellschaft jedoch auch profane Ziele in ihrem musikalischen Leben hatte, zeigt die kurz darauf erfolgte Anschaffung von Instrumenten, die zu kirchlichen Aufführungen »als lärmende und leichtfertige Instrumente« untersagt waren. Es waren dies ein Schellenbaum, eine große und eine kleine Trommel.

Im Jahre 1862/63 schaffte sich die Musikgesellschaft Teuringen eine eigene Vereinsfahne an. Das nebenstehende Bild ist gleichzeitig das älteste Bilddokument aus dem Vereinsleben der Musikkapelle Oberteuringen. Dieser Vorgang kann gleichzeitig derart gedeutet werden, dass aus dem ursprünglich sakral orientierten Gedanken des Musizierens eine weitgehend selbständige, unabhängige und weltlich orientierte Gesellschaft entstanden ist. Eine weitere Entwicklung, die es in der Geschichte der Musikkapelle zu verzeichnen gibt, ist die Einbeziehung der Musikkapelle in das Gemeindeleben, die vertragliches Mitwirken an öffentlichen Anlässen und staatlichen Ereignissen garantierte. So wurde die Musikgesellschaft laut Gemeinderatsbeschluss vom 8. August 1908 dazu verpflichtet, an des Königs Geburtstage die Vereine mit Musik am Rathaus abzuholen und während der darauffolgenden weltlichen Feier zu konzertieren. Außerdem hatte die Kapelle bei sonstigen bürgerlichen Feierlichkeiten mitzuwirken. Diese Verpflichtungen waren natürlich auch Garant für die notwendigen finanziellen Zuwendungen seitens der Gemeinde. Ähnliche Verträge sind auch seitens der Kirche mit der Musikgesellschaft geschlossen worden, die das Mitwirken der Kapelle bei kirchlichen Hochfesten insbesondere bei Prozessionen sicherstellten. Die Musikgesellschaft ist Bestandteil des öffentlichen und kirchlichen Lebens in der Gemeinde und im Staate geworden. Im Jahre 1909 stellt die Musikgesellschaft bereits eine stattliche Besetzung mit ausgewogener Instrumentierung dar. Die Dirigenten rekrutieren sich aus den eigenen Reihen, wobei sich gleichzeitig mehrere Musiker in der Stabsführung abgewechselt haben. So wissen wir, dass sowohl Bernhard Spenninger aus Fuchstobel, als auch August Allgeier aus Oberteuringen, als Dirigenten tätig waren. August Allgeier hatte das Amt des Dirigenten bis zur Amtsübernahme durch Franz Zängerle im Jahre 1919 inne.

Ein Meilenstein mit großer Tragweite ist die Gründung des Musikvereins Oberteuringen. Das aktive und zielbewusste Schaffen der Kapelle regte Dirigent Zängerle zum Wunsche an, einen Musikverein zu gründen, um durch finanzielle Stützung passiver Mitglieder die Bestrebungen der Kapelle zu fördern. Die Vorarbeiten zur Gründungsversammlung wurden von Gottlob Hofer aus Rammetshofen und Dirigent Zängerle geleistet. Am Sonntag, den 23. Februar 1924, wurde dann die Gründungsversammlung im Gasthaus »Post« in Oberteuringen, abgehalten. Wie spontan die Idee zu einem Musikverein von den Teuringer Bürgern aufgenommen wurde, zeigt, dass sich am Gründungstage 50 Teilnehmer in die Mitgliederliste aufnehmen ließen. Als 1. Vorstand wurde Gottlob Hofer gewählt, der dem Verein bis zur Jahreswende 1948/1949 vorstand. Kassier und Schriftführer wurde Josef Schmeh, Hefigkofen. Die somit für die Musikkapelle abgesicherte Zukunft gab zusätzlichen Halt und Sicherung ihres Bestandes bis in heutige Tage. Wie die Gruppenaufnahme aus dem Jahre 1924 zeigt,war bei der Kapelle eine ausgewogene Instrumentierung vorhanden.

Renaissance der Musikkapelle

Im Jahre 1931 hatte die Musikkapelle Oberteuringen eine Gesamtstärke von 25 Musikern erreicht. Im Jahre 1932 wurde die einzelnen Verpflichtungen der Musikkapelle gegenüber der Gemeinde als auch der kirchlichen Gemeinde und der damit verbundenen Vergütungen neu festgelegt und vertraglich abgesichert. Diese Einbindung in das öffentliche Leben der Gemeinde hatte auch eine Neustrukturierung des Musikvereins zur Folge. Bereits am 12. Januar 1933 konnte die 1. Generalversammlung im Gasthaus »Krone« in Oberteuringen mit einem umfangreichen Programm abgehalten werden. Als besonderes Zeichen des regen Musiklebens ist zu werten, dass bereits im Jahre 1932 insgesamt 57 Proben – 36 Gesamtproben, 21 Registerproben – abgehalten wurden. Ein weiteres, großes Unternehmen zeugt von der regen Tätigkeit der neuen Kapelle. Die Feier des 100jährigen Bestehens der Musikkapelle Oberteuringen stand vor der Türe. Am 13. und 14. Mai 1933 wurde dann das 100jährige Jubiläum mit einer Fahnenweihe begangen. Die eigentlich im Jahre 1932 fällige Feier musste wegen der Neuordnung der Musikkapelle um ein Jahr verschoben werden. Das Motto der Feier lautete »Im Reiche der Töne, erblühe das Schöne«. Dieser Wahlspruch ist auch auf der Vereinsfahne verankert. Die Eröffnung im Rahmen eines Festbankettes erfolgte am Abend des 13. Mai 1933 in der festlich geschmückten Genossenschaftshalle durch den 1. Vorstand, Gottlob Hofer, und Bürgermeister Riedle. Als Patenkapelle konnte die Musikkapelle "Sternberg" aus Weißenau gewonnen werden, die dem Festedurch gekonntes Spiel einen würdigen Rahmen gab. Verbunden mit dem Jubiläum war ein Marschmusik-Wettspiel. Die Kapellen Taldorf, Ettenkirch,Wilhelmskirch, Bavendorf, Mariabrunn-Eriskirch und Ailingen beteiligten sich an diesem Wettbewerb und erzielten beachtliche Erfolge. Die folgenden Jahre sind vom Geiste der Kameradschaft, gemeinsamen geselligen Unternehmungen und harter Arbeit im Bereiche der Musik geprägt. Nach dem Ausbruch des Krieges trafen sich die Musikkameraden am 15. Oktober 1939 nochmals in der »Post« in Oberteuringen. Da bereits vier Musikkameraden an der Front waren und wohl die meisten die Lage der Zeit erkannten, wurde fernerhin auf Tanzmusik verzichtet und die Musikproben bis auf weiteres eingestellt. Die unheilvollen Jahre des II. Weltkrieges bescherten auch der Musikkapelle nur noch Anlässe, den leidvollen Ereignissen einen würdigen Rahmen zu geben, den gefallenen Söhnen unserer Gemeinde die letzte Ehre in einer Totenfeier zu erweisen. Nach dem Ende der furchtbaren Kriegsjahre wurde die Musikkapelle durch die französischen Besatzungsmächte aufgelöst und der Einzug der Instrumente angeordnet.

Wiederbeginn nach dem Krieg

Der Beginn nach dem Kriege erfolgte zunächst äußerst zaghaft. Erfreulicherweise kamen bereits im Jahre 1946 zum alten Stamm der Kapelle die ersten Jungmusiker. Erst im Jahre 1949 - am 16. Januar - wurde die erste öffentliche Generalversammlung des Musikvereins abgehalten. Bei dieser Generalversammlung stellte der erste Vorstand, Gottlob Hofer, sein Amt aus Alters- und Gesundheitsgründen nach 25-jähriger Amtszeit zur Verfügung. Als neuer Vorstand übernahm der seit Vereinsgründung tätige Schriftführer Josef Schmeh dieses Amt. Die Musikkapelle hatte wieder eine Gesamtstärke von 25 Mann und einen guten Ausbildungsstand erreicht. Persönliche und auch freundschaftliche Verbindungen des Dirigenten Karl Schumacher, insbesondere zur Bürgermusik Götzis, trugen dazu bei, dass die ersten Schritte nach dem Kriege in Richtung Vorarlberg gingen. Am 1. August 1949 begab man sich bereits nach Lustenau (Vorarlberg) zum Wertungsspiel. Mit der Ouvertüre "Dichter und Bauer" von Franz v. Suppe erzielte die Kapelle mit 33 Punkten ein gutes Ergebnis.

Beginn der Ära Metzger

Ein Jahr später wurde am 6. August 1950 in Weißenau, in der Mittelstufe mit der Ouvertüre zur Oper, »Nabucodonosor« von Verdi, die Note »vorzüglich« erspielt. Am 15. Januar 1950 feierte der Musikverein Oberteuringen sein 25-jähriges Gründungsjubiläum im Gasthaus »Adler« in Neuhaus bei Altdirigent und Mitbegründer Franz Zängerle. Am 28. Mai 1951 trat die Musikkapelle im Rahmen des Musikfestes in Immenstaad/Bodensee, in der Oberstufe zum Wertungsspiel an. Mit der Ouvertüre »Die Italienerin in Algier« von Rossini wurde die Note «vorzüglich« erreicht und zeigte den hervorragenden Stand der Musikkapelle. Am 5. und 6. Juli 1952 feierte die Gemeinde Oberteuringen ihre 1200- Jahrfeier. Im Rahmen dieser Festlichkeiten wurde auch das 120jährige Jubiläum der Teuringer Musikkapelle mitgefeiert. Anlässlich dieses Jubiläums erhielt die Musikkapelle die höchste, vom Bund Süddeutscher Volksmusik zu vergebende Auszeichnung, die Bundes-Ehrenmedaille, von Landesleiter Carl Pfister, überreicht. Nachdem die alte Uniform die Musikkapelle nahezu 25 Jahre kleidete, beschloss der Musikverein und die Musikkapelle, neue Uniformen anzuschaffen. Der Tradition folgend einigte man sich auf grüne Jacken, grüne Mützen und schwarze Hosen. Am 7. Juni 1953, dem traditionellen Herz-Jesu-Fest, rückte die Musikkapelle zum ersten Mal in der neuen Uniform aus und fand allgemein guten Anklang bei der Bevölkerung. Am 14. Februar 1955 trat Dirigent Karl Schumacher - für alle überraschend - aus gesundheitlichen Gründen von seinem Dirigentenamt zurück. Um die erste Zeit zu überbrücken, übernahm der 1. Trompeter, Alfons Waltner aus Oberteuringen, das Amt des Dirigenten, bis dann am 29. Oktober 1955 Franz Metzger, im Alter von 25 Jahren, die Musikkapelle übernahm. Dieses Amt des Dirigenten begleitete er bis zum Jahre 1993. Um den stetig steigenden Bedarf an Ausrüstungsgegenständen abzudecken, was durch die Mitgliederbeiträge nicht mehr finanziert werden konnte, wurde das »Teuringer Blütenfest«, unter Vorstand Ernst Hofer ins Leben gerufen. Dieses inzwischen zur Tradition gewordene Fest wurde am 29. und 30. April 1961 erstmals abgehalten. Dieses Blütenfest, das nun alljährlich zusammen mit der Freiwilligen Feuerwehr Oberteuringen abgehalten wird, ist zum festen Bestandteil des Gemeindelebens in Oberteuringen geworden. Die im Jahre 1953 erstmalig getragene Uniform war nun inzwischen wieder 13 Jahre alt und ein Großteil der Jungmusiker war ohne passende Bekleidung, was die Beschaffung neuer und einheitlicher Uniformen notwendig machte.

Die Musikkapelle entschied sich für die Anschaffung einer Tracht, für deren historisch begründete Originalität Bürgermeister Kreuzer maßgeblich bemüht war. Diese Tracht konnte dann im Rahmen des Blütenfestes am 1. Mai 1966 der Öffentlichkeit vorgestellt werden. Bereits am 24. November 1974 wurde bei einer Ausschusssitzung beschlossen, den lang gehegten Wunsch nach einem eigenen Musikerheim zu realisieren. Das seit dem Jahre 1932 genutzte Probelokal in der alten Schule war für die zunehmende Zahl von Musikern zu klein geworden. Die Kapelle war von 25 Mann im Jahre 1934 auf 45 Mann im Jahre 1974 angewachsen. Es war ein wesentlicher Verdienst von Vorstand Alfons Leins, dass die Erstellung des Musikerheimes in harmonischer und gut koordinierter Weise erfolgte, da er die gesamte Leitung selbst übernahm. Am 9. Oktober 1977 konnte das in über 4000 freiwillig geleisteten Arbeitsstunden erstellte Musikerheim seiner Bestimmung übergeben werden.

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